Es ist ein äusserst kritisches Thema: Handarbeit und das Wohl der Tiere. Lässt sich das überhaupt ruhigen Gewissens vereinen? In diesem Blogbeitrag möchte ich dieses aufwühlende Thema näher beleuchten.
Die Diskussion über Tierwohl und ethische Mode, hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Ein Thema, das oft im Mittelpunkt dieser Diskussion steht, ist die Herkunft und Gewinnung von Merinowolle. Merinowolle ist wegen ihrer Weichheit und wärmeregulierenden Eigenschaften einer der beliebtesten Stoffe in der Handarbeits- und Bekleidungsindustrie, doch die Methoden ihrer Gewinnung rufen bei Tierschützern und Verbrauchern gleichermassen Bedenken hervor.
In diesem Blogbeitrag werde ich die verschiedenen Aspekte rund um die Produktion von Merinowolle betrachten und diskutieren, ob der Kauf von Merinowolle als Tierquälerei angesehen werden kann.
Was ist Merinowolle?
Merinowolle stammt von der Merinoschaf-Rasse, die ursprünglich in Spanien lebte und heute weltweit verbreitet ist. Die Wolle des Merino Schafs ist besonders fein und weich, was sie zu einer bevorzugten Wahl für Produkte von High-End-Mode, bis hin zu Performance-Kleidung macht.
Auch wir Stricker lieben die Merinowolle. Ob als reine Faser oder beigemischt zu anderen Wollsorten. Merinowolle ist einer der beliebtesten Rohstoffe in der Handarbeitsindustrie und das zu Recht.
Einen Ausführlichen Ausflug in dieses Thema, kannst du in dem Blogbeitrag zu dem Thema
«Merinowolle»
machen.
Kritische Aspekte in der Merinowollproduktion
Der Hauptkritikpunkt bei der Gewinnung von Merinowolle, ist die Praxis des „Mulesing“.
Mulesing ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem Hautstreifen rund um den Schwanz des Merinoschafes entfernt werden, um die Bildung von Fliegenmaden (Flystrike) zu verhindern. Diese Methode wird vor allem in Australien angewendet, dem heute grössten Produzenten von Merinowolle weltweit. Die in Australien vorherrschenden Temperaturen begünstigen die Ansammlung dieser Fliegenmaden und machen sie zum Problem von Tier und Züchtern. Kritiker betrachten Mulesing als eine grausame und schmerzhafte Praxis für die Tiere.
Alternativen und Verbesserungen
In Reaktion auf den öffentlichen Druck und die Forderungen nach ethischeren Methoden, haben einige Produzenten begonnen, alternative Methoden zu entwickeln, um Flystrike zu verhindern, ohne auf Mulesing zurückzugreifen. Dazu gehören verbesserte Zuchttechniken, die Verwendung von Insektenschutzmitteln und verbesserte Weidemanagement-Praktiken. Ausserdem gibt es Initiativen und Zertifizierungen, wie die „Responsible Wool Standard“ (RWS), die darauf abzielen, das Wohl der Schafe und die Nachhaltigkeit der Farmen zu verbessern.
Was können wir handarbeitenden Verbraucher tun?
Als Stricker kannst du aktiv dazu beitragen, die Nachfrage nach ethisch gewonnener Wolle zu fördern, indem du Wollsorten wählst, die zertifiziert sind oder von Herstellern stammen, die keine grausamen Praktiken wie Mulesing anwenden. Auch ein Bio-Siegel gibt Aufschluss über die Herstellungspraktiken und ist ein Garant für Mulesing-freie Wolle.
Informiere dich stets über die Herkunft der Rohstoffe und unterstütze Marken, die sich für Transparenz und ethische Praktiken einsetzen.
Grundsätzlich solltest du immer vorsichtig sein, wenn der Wollpreis unrealistisch tief ist oder von Herstellern stammt, die gänzlich unbekannt und nicht zertifiziert sind.
Bei den Wollherstellern in meinem Woll-Lust Sortiment, kannst du ruhigen Gewissens ausschliessen, dass es sich um Wolle handelt, bei dessen Herstellung Mulesing praktiziert wird.
Fazit
Ob der Kauf von Merinowolle als Tierquälerei angesehen werden kann, hängt stark von den spezifischen Praktiken der Wollproduzenten ab.
Während traditionelle Methoden wie Mulesing erhebliche Bedenken hinsichtlich des Tierwohls aufwerfen, gibt es auch viele Bemühungen und Fortschritte hin zu humaneren und nachhaltigeren Praktiken.
Als informierte Verbraucher können wir eine wichtige Rolle spielen, indem wir bewusst entscheiden, welche Produkte wir unterstützen und dadurch die Industrie in eine positivere Richtung lenken. Letztlich liegt die Wahl bei uns, und jeder Schritt hin zu mehr Ethik und Nachhaltigkeit zählt.
Alternativen
Wenn dich das alles nicht überzeugen kann, bedenkenlos Merinowolle zu verstricken, bleibt dir die Möglichkeit, zu «veganen» Wollalternativen, wie Baumwolle oder Viskose zu greifen.
Bitte sehe von der Nutzung von Garnen mit einem hohen Kunstfaseranteil, wie Polyacryl, ab. Diese stellen eine grosse Belastung für unsere Umwelt dar. Doch diesem Thema möchte ich mich in einem anderen Blogbeitrag widmen…
Wie stehst du zu dem Thema Handarbeit und Tierwohl? Gerne lade ich dich ein, die Kommentarfunktion zu nutzen, um dieses Thema zu diskutieren.
Deine Tina